Wir haben uns nun zwei Tage Zeit genommen, um Avignon etwas näher kennenzulernen. Einen Ruhetag wollten wir sowieso hier einlegen und den zweiten Tag hat uns der stürmische Wind ermöglicht: es war den zweiten Tag konstant Windstärke 5 bis 6 („starker Wind“) und in Böen wurde bis Windstärke 9 („Sturm“) gemessen. Beim Fahren sollte uns der Wind nicht allzu viel ausmachen, aber in den beiden noch ausstehenden Schleusen der Rhône und beim Anlegen wollten wir kein Risiko eingehen.
So blieb Gelegenheit, nicht nur die üblichen touristischen Ecken von Avignon zu sehen, sondern auch etwas verstecktere Straßen zu erkunden. Auch dort waren etliche schöne Gebäude und Sehenswertes zu finden.
Nach diesen vielen Bilder der Altstadt von Avignon nun aber natürlich noch zum historisch relevantesten und wichtigsten Gebäude der Stadt: der Papstpalast. Anfang des 14. Jahrhunderts führten Machtkämpfe in Rom dazu, dass Avignon für 70 Jahre zum Sitz der Päpste wurde. Im Jahr 1309 erfolgte der Umzug nach Avignon, ein neuer Palast wurde errichtet und ein späterer Papst kaufte 1348 für 80.000 Goldgulden die Stadt Avignon und verleibte sie damit dem damaligen Kirchenstaat ein. Mit dem Papsttum begann der Aufschwung der Stadt Avignon, die zu einem intellektuellen, künstlerischen und kulturellen Zentrum wurde und der Palast wurde zu einem der glanzvollsten Höfe des Mittelalters.
Papst Gregor XI. verlegte den Papstsitz im Jahr 1376 wieder zurück nach Rom, aber die französischen Kardinäle waren mit seinem Nachfolger nicht zufrieden (während der Konklave, wo der Papst gewählt wurde, drangen Römer ein und forderten einen Römer als Papst), weshalb 1378 ein Gegenpast gewählt wurde, der dann wieder in Avignon einzog. Diese Wahl bedeutete den Beginn des „Großen Abendländische Schisma“, das zur Spaltung der katholischen Kirche führte und erst mit dem Konzil von Konstanz im Jahr 1414 wieder beendet wurde. Insgesamt regierten in Avignon damit sieben Päpste und zwei Gegenpäpste, die nicht von der katholischen Kirche anerkannt wurden.
Für die Besichtigung wurde jedem Besucher ein Tablet ausgehändigt, wo Infos zu den Räumen und Visualisierungen abgebildet waren, wie es dort jeweils ausgesehen haben soll.
Von einem oberen Umlauf und dem benachbarten Park aus hat man einen schönen Blick auf die Stadt und das Umland – auch nochmal auf die durch das Kinderlied berühmte Brücke.
Morgen wollen wir nun das letzte Stück der Rhône Richtung Mittelmeer fahren und dort, kurz nach der abschließenden Schleuse, die nächsten beiden Tage verbringen, da für übermorgen erneut Sturm vorhergesagt wird. Der zusätzliche Tag hier in Avignon war glücklicherweise kein verschwendeter Tag.
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