Tag 06 – Warten und nochmal warten

Donnerstag 16. Mai 2024

Der Tag begann ja zunächst recht schön: an der idylischen Liegestelle mitten in einem Waldgebiet, an der wir friedvoll übernachtet haben, schien die Sonne, die Vögel zwitscherten in voller Freude und pure Entspannung machte sich breit.

Doch nach dem Ablegen kamen wir nicht weit: nach nur 45 Minuten Fahrzeit, direkt am Hafen Peine, wurden wir per Funk von einem Einsatzboot darauf hingewiesen, dass die Wasserstraße voraussichtlich bis 14:00 Uhr gesperrt sei: es würden Strömungsmessungen durchgeführt werden. 

So durften wir also von 9:15 Uhr an fünf Stunden – es wurde 14:15 Uhr, bis die Sperrung aufgehoben wurde – warten. Nach und nach hatten sich immer mehr Boote und Frachtschiffe angesammelt und und paar nette Gespräche unter den Wartenden entwickelt.

Nachdem wir bei dem üblichen, spritsparenden Tempo von 10 Stundenkilometern (12-15 wären auf dem Mittellandkanal erlaubt) sowieso die Entschleunigung bereits üben durften, hat dieses Warten dazu also nochmal ein wenig mehr beigetragen.

Nach zwei Stunden Fahrzeit sind wir dann an der Schleuse Anderten angekommen. Als wir uns per Funk beim Schleusenwärter angemeldet hatten, wurde uns noch zugesagt, dass wir mit der nächsten Talschleusung mitkommen könnten und wir freuten uns, dass es damit mit dem Weiterkommen schnell klappen würde.

Die Schleuse Anderten hat eigentlich auch zwei Schleusenkammern, von denen eine allerdings bereits seit einiger Zeit außer Betrieb genommen werden musste. Es haben sich damit auch durch die Sperrung des Mittellandkanals nach und nach viele Frachtschiffe angesammelt, die nun alle weitergeschleust werden wollten. Da hier aber mit nur einer Schleusenkammer für eine Tal- und anschließende Bergschleusung immerhin etwa eine Stunde Zeit benötigt wird, hatten wir schon Mitleid mit den „Beruflern“, die für die nächsten fünf Schleusungen durchgezählt wurden und es damit mitten in die Nacht hineingehen würde. Wir dagegen sollten ja (eigentlich) schon beim nächsten Mal als „Lückenfüller“ mit drankommen.

Ein sehr spät noch hinzugekommenes Frachtschiff, dem zunächst die zweite Position der fünften Schleusung angekündigt wurde, hat der Schleusenwärter nach Nachrechnen der Schiffslängen dann allerdings noch als drittes Schiff in die nächste Schleusung mit aufgenommen, da in die 217 Meter lange Kammer gerade noch drei kleinere Frachtschiffe reinpassten. Die meisten Großen sind hier sonst so um die 80 bis 110 Meter lang. Also wussten wir, dass es für uns erstmal nichts wird und wir mindestens eine Stunde länger warten mussten. Wieder warten…

Aber auch bei der nächsten Schleusung und der übernächsten und … – es hat scheinbar erstmal kein Sportboot mehr hineingepasst. Heute Vormittag wussten wir noch, dass es eben bis etwa 14 Uhr dauern würde – aber nun hatten wir auf jede weitere Schleusung vergeblich gehofft und auf die Durchsage gewartet, endlich mit zu dürfen. Also weiter warten!

Nachdem wir bis zur nächsten Liegestelle hinter der Schleuse noch eine gute Stunde Fahrzeit vor uns hatten, war uns klar, dass als letzte Chance die nächste Schleusung für uns noch relevant wäre und wir ansonsten am Warteplatz übernachten hätten müssen. Sonnenuntergang war um 21:15 Uhr.

Die Nachricht, dass zwei Boote beim nächsten Vorgang dabei sein durften – von denen wir das vorderste aller Wartenden waren – kam dann um 20:15 Uhr. Auch wenn wir damit sicher in die Nacht hineinfahren würden – ohne dass wir einen Scheinwerfer am Boot haben und uns lediglich auf das Restlicht und notfalls Radar verlassen mussten – sind wir sofort noch in die Schleuse eingefahren. 

Die Schleusung mit der Fallhöhe von 14,70 Metern verlief – im Gegensatz zur vorherigen – sehr entspannt und gab das Vertrauen, dass die weiteren 150 (?) auch irgendwie klappen werden, wieder zurück.

Ausgefahren sind wir dann kurz vor 21:00 Uhr – also bereits kurz vor Sonnenuntergang.

Die Fahrt zur Liegestelle Vahrenwald in Hannover ging mit dem Restlicht der blauen Stunde auch noch recht gut, weil wir hinter einem der beiden Frachtschiffe, mit denen wir geschleust wurden, hinterhergefahren sind,

Angekommen sind wir dann doch erst, als es richtig dunkel war und erst um 22:05 Uhr konnten wir unsere Motoren nach dem Anlegen ausmachen.

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