Heute war ein Tag der kleinen Umbrüche:

  1. Nach zwei Wochen, die wir zu viert an Bord waren, sind wir nun nur noch zu zweit.
  2. Es ging heute vom meist kleinen und beschaulichen Rhein-Rhone-Kanal mit über 120 Schleusen auf den großen Rhein, wo sich nicht nur die Kulisse, sondern auch das Fahren selbst unterscheidet.
  3. Bislang waren wir in Frankreich unterwegs – ab heute wird dann die restliche Strecke in Deutschland sein.
  4. Und heute ist genau die zweite Hälfte unserer Reise angebrochen: nach drei Wochen, die wir bislang vom Mittelmeer unterwegs waren, haben wir nun noch drei Wochen Zeit, bis in unseren Heimathafen Marina Havelauen in Werder a.d. Havel zu kommen.

Wir verlassen den schönen, ruhigen kleinen Hafen Kembs (jederzeit empfehlenswert!) und fahren wieder zurück zur Schleuse Kembs-Niffer, die zum Rhein führt.

Diese Schleuse (mit dem Kontrollturm des französisch-schweizerischen Architekten Le Corbusier) ​führt ja eigentlich zunächst nicht auf den Rhein, sondern in den „Grand Canal d´Alsace“ (im Deutschen Rheinseitenkanal genannt), der zwischen 1928 und 1959 gebaut wurde. Der Oberrhein war davor schwer schiffbar, wogegen heute der Rhein selbst nur noch ein Altrheinarm ist und ein Großteil des Wassers durch den etwa 50 Kilometer langen Kanal geführt wird. Dadurch wurde eine Regulierung des Rheins zum Hochwasserschutz möglich. Entlang des Kanals stehen mehrere Wasserkraftwerke zur Energiegewinnung, die zusammen etwa 7 Milliarden Kilowattstunden Strom für etwa 2 Millionen Haushalte produzieren. 

In der ersten Schleuse dort ist beim Herunterschleusen etwas passiert, was wir bislang glücklicherweise nur von Berichten kannten: eine der beiden Leinen, mit der wir unser Boot in der Schleuse fixiert hatten, hat sich an unserer eigenen Klampe so verklemmt, dass es sich nicht mehr lösen ließ. Wir waren dankenswerterweise gut vorbereitet und haben zwei scharfe Messer einstecken bzw. in direkter Griffweite: mit einem kurzen Zug wurde die Leine durchgeschnitten und unser Boot, was durch die Leine an der Schleusenwand bereits etwas seitlich angehoben war, plumbste etwa 20 bis 30 Zentimeter auf die Wasseroberfläche. Außer etwas Herzrasen ist damit nichts passiert – aber es zeigte uns, dass die Vorsichtsmaßnahme mit den Messern tatsächlich gerechtfertigt ist.

Warum sich das offene Ende der Leine so unter das um unsere Klampe belegte feste Auge der Leine verklemmen konnte können wir nicht genau nachvollziehen – hoffentlich dauert es mindest erneute 350 Schleusungen, die wir bislang üblicherweise problemlos gemeistert hatten, bis wir wieder unser Messer nutzen müssen.

Der Rheinseitenkanal ist landschaftlich eher eintönig und immer wieder passieren wir Industrieanlagen und Verladekräne am Ufer.

Bei der Stadt Breisach geht es dann zum ersten Mal wieder für uns auf den Rhein.

Etwas nach der letzen von acht Schleusen, der Schleuse Straßburg, legen wir im Hafen des Nautic Club Kehl an und genießen ein leckeres Abendessen im Restaurant-Cafe am Yachthafen.