Die dunklen Wolken, die heute Nacht viel Regen brachten und am Morgen noch über der Autostadt Wolfsburg lagen, haben sich dann recht schnell verzogen und einen meist sonnigen Tag gebracht.

Eigentlich wollten wir heute gar nicht so weit fahren, da wir drei Liegestellen zur Wahl hatten: die erste (Bülstringen) war uns noch zu nah, Haldensleben war mitten im Industriegebiet und Vahldorf war direkt neben einer lauten Straße.

Nachdem wir bei der letzten Liegestelle, an der wir bereits angelegt hatten, doch wieder weitergefahren waren, hatten wir noch zwei interessante Bauwerke auf unserer erweiterten Strecke. Als erstes kamen wir zur Kanalbrücke Hohenwarthe.

Die Brücke führt den Mittellandkanal auf einer Gesamtlänge von 918 Metern über die Elbe – davon auf einer Länge von 690 Metern als Stahltrog. Damit ist sie die weltweit längste Kanalbrücke und Europas größte Stahlkonstruktion. In der Trogbrücke sind dauerhaft etwa 100.000 Kubikmeter Wasser – also 1 Milliarde Liter. Sie führt in einer Höhe von 18,5 Metern über die Elbe.

Erste Pläne für eine Brücke über die Elbe gab es schon 1919. Baubeginn war dann 1938, der Bau wurde aber durch den Krieg 1942 wieder  gestoppt. Danach blieb ein halbfertiger Brückenpfeiler über 50 Jahre lang als „Betonruine“ in der Elbwiese stehen. Man sah auf politischer Seite das Projekt als „Westanbindung“, weshalb es nicht mehr gewollt war. Viele Magdeburger nannten den Betonklotz spöttisch den „Nazipfeiler“. Erst 1997 hat man nach der Wiedervereinigung mit dem Bau begonnen und 2003 die Brücke eröffnet.

Die beiden letzten Bilder sind von unserer Kanalbrückenüberfahrt vom letzten Jahr, als ich meine Drohne eingesetzt hatte.

Das zweite interessante Bauwerk, das wir wegen unserer ungeplanten Streckenverlängerung passieren, ist die Schleuse Hohenwarthe bei Magdeburg. Sie wurde 2001 eröffnet und gilt mit 19 Metern Fallhöhe als eine der höchsten Schleusen Deutschlands – auf unserer Reise vom Mittelmeer nur durch die Rhone-Schleuse Bolléne mit 22,50 Metern übertroffen.

Die Schleuse ist ein zentraler Knotenpunkt im europäischen Binnenwasserstraßennetz in der West-Ost Verbindung von Rotterdam über Berlin nach Polen.

Wir müssen zwar fast eine Stunde auf die Schleusung warten, da kurz vor uns zwei Frachtschiffe in gleicher Richtung geschleust wurden – haben dafür die Kammer mit einem kleinen Begleiterboot für uns alleine.

Durch die ungeplante Weiterfahrt und die Wartezeit an der Schleuse ist es mittlerweile kurz nach Sonnenuntergang, bis wir zum Ende des Mittellandkanal und den Übergang zum Elbe-Havel-Kanal kommen.

Mit dem letzten Tageslicht und schöner Abendstimmung fahren wir nach wenigen Kilometern in den Niegripper See ein, wo wir unseren Anker fallen lassen und für die Nacht bleiben.