Wir verlassen die Marina Zollhafen in Mainz und fahren heute nur eine kurze Strecke von gerade mal 26 Kilometern weiter auf dem Rhein – zunächst vorbei an Wiesbaden.

Dem Schloss Biebrich folgen eine ganze Reihe an Villen am weiteren Rheinufer. Besonders bei Eltville am Rhein sind viele herrschaftliche Anwesen, die oft im 19. Jahrhundert im Zuge des wirtschaftlichen Aufschwungs der Sektkellereien entstanden und die sogenannte „Rheingauer Riviera“ bilden. 

Mittags kommen wir in Rüdesheim an und legen im Rüdesheimer Yacht-Club an, um von hier einen Spaziergang in die Stadt zu unternehmen.

Eines der Highlights der von Rüdesheim, das übrigens zum UNESCO-Welterbe Oberes Mittelrheintal zählt, ist die Drosselgasse. Sie ist eine 2 bis 3 Meter breite und 144 Meter lange kopfsteingepflasterte Straße, die jährlich von etwa drei Millionen Menschen besucht wird. In der engen Gasse mit vielen Fachwerkhäusern sind zahlreiche Weinhäuser, Restaurants und Tavernen – und viele Souvenierläden für die oft mit Kreuzfahrtschiffen angereisten Touristen aus aller Welt. Die Drosselgasse wurde erstmals bereits im 15. Jahrhundert als Quartier von Rheinschiffern erwähnt. 

Mit der Seilbahn Rüdesheim machen wir eine 10-minütige Gondelfahrt zum 200 Meter höher gelegenen Niederwalddenkmal – über die darunterliegenden Weinberge hinweg.

Im Hintergrund sieht man die Abtei St. Hildegard, ein Benediktinerinnenkloster, das in der Nachfolge der Hildegard von Bingen steht – Bingen liegt an der gegenüberliegenden Rheinseite.

Das Ziel der Gondelbahn ist das Niederwalddenkmal – eines der Wahrzeichen über Rüdesheim am Rhein. Das zentrale Element ist die 12,5 Meter hohe Germania-Statue. Das Denkmal wurde 1877-1883 zur Erinnerung an die Gründung des Deutschen Kaiserreichs 1871 nach dem Deutsch-Französischen Krieg errichtet.

Die Germania steht majestätisch mit Blick über das Rheintal, in ihrer linken Hand hält sie ein lorbeerumwundenes Schwert (Symbol für einen siegreichen Krieg), in der rechten Hand die lorbeerumkränzte Reichskrone des Kaisers.

Auf dem Sockel sind unter dem größten Bronzerelief des 19. jahrhunderts mit 133 lebensgroßen Personen (König Wilhelm von Preußen auf dem Pferd) fünf Strophen des Liedes „Die Wacht am Rhein“ eingemeißelt. Dieses patriotische Lied wurde von Soldaten im 1870/1871 Deutsch-Französischen Krieg vielfach gesungen und hatte im Deutschen Kaiserreich neben „Heil dir im Siegerkranz“ die Funktion einer inoffiziellen Nationalhymne.

Von hier oben ist ein wunderbarer Blick über das Rheintal und die darunterliegenden Weinberge.

Bergab wählen wir den Fußweg zwischen den Weinbergen hindurch.

Der Rückweg durch Rüdesheim führt „zufällig“ an einer Eisdiele mit schönen Eisbechern vorbei – und dann am Rheinufer entlang Richtung Sportboothafen.

Kurz vor dem Hafen kommt man an der Ruine der Hindenburgbrücke vorbei: im ersten Weltkrieg erbaut war sie mit 1.175 Metern die längste Rheinbrücke. Sie wurde am 15. März 1945 von der Wehrmacht vor den anrückenden Amerikanern zerstört worden.

Wir übernachten im Hafen des Rüdesheimer Yacht-Clubs. Morgen geht es durch die  „Kulturlandschaft Oberes Mittelrheintal“, die in die Liste des Weltkulturerbes der UNSECO aufgenommen wurde. Diese Strecke zwischen Rüdesheim / Bingen und Koblenz wird ein weiterer Höhepunkt unserer Reise vom Mittelmeer nach Werder a.d. Havel sein.